Man sagt uns Deutschen ja nach, dass wir ein bisschen zu wenig Humor hätten. Dabei gibt es in unserem Volk sicherlich genauso viele humorvolle Leute wie anderswo.

Zum Beispiel stolperte ich kürzlich über eine Meldung des Chaos Computer Clubs. Die Mitglieder fanden, dass die Debatte über die biometrischen Merkmale im Reisepass doch reichlich abstrakt sei. Um das dem Otto-Normalverbraucher etwas greifbarer zu machen, griffen sie sich ein Wasserglas, aus dem Innenminister Dr. Wolfgang Schäuble getrunken hatte, nahmen seine Fingerabdrücke und veröffentlichten sie in ihrer Vereinszeitschrift „Die Datenschleuder“. Gleichzeitig wiesen sie darauf hin, dass solche Fingerabdrücke dann sehr leicht kopiert werden können, was angeblich schon im Jahre 2004 mit einer Digitalkamera, einem Laserdrucker und etwas Holzleim nachgewiesen worden sein soll.

Ich weiß nun nicht, ob ich das witzig finden oder mir Gedanken machen soll – zumindest hat die Sache mit dem Fingerabdruck einen Nachteil: Der Fingerabdruck ist wie ein „private key“ bei RSA – im Idealfall hat ihn niemand anders als der Schlüsselinhaber selbst. Sollte der private Schlüssel bei RSA einmal verloren gehen, so gibt es immer noch die Möglichkeit, ihn für ungültig erklären zu lassen und einen neuen privaten Schlüssel zu erzeugen.

Das geht beim Fingerabdruck logischerweise nicht, denn der ist angewachsen und kann selbst dann nicht geändert werden, wenn er geklaut und kopiert wurde. Gleichzeitig hinterlässt ihn der Inhaber jedoch regelmäßig auf allen möglichen Gegenständen des täglichen Lebens. Passt das zusammen?

Herr Dr. Schäuble, da ist eine Lücke im Konzept, über die Ihr Reisepass-Team vielleicht noch einmal nachdenken sollte. Und das Biometrie-Team bei Edeka kann gleich mitmachen beim Nachdenken, sonst kauft jemand plötzlich bei Edeka ein paar Brötchen im Namen und auf Rechnung von Herrn Dr. Schäuble, die selbiger gar nicht bestellt hat!