In der letzten Zeit fahre ich oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln, um meine Kunden zu besuchen. Smartphone-Apps von der Deutschen Bahn, der Lufthansa und von verschiedenen Flughäfen helfen mir erfolgreich dabei.

Da dachte ich: Warum nicht auch den Nahverkehr damit organisieren? Und ich meldete mich bei Handyticket an. Das Registrieren und das Buchen der ersten Fahrkarten für den Busverkehr um Stuttgart herum waren auch schnell gemacht. Das Kleingeld wird von meiner Kreditkarte abgebucht und erspart mir die Verwaltung von Einzeltickets. So dachte ich zumindest.

Dann stieg ich mit dem ersten Handyticket in den Bus. Es war als QR-Code auf dem Bildschirm meines iPhones abgebildet. Ich hielt den QR-Code vor den Scanner beim Busfahrer – es gab einen Piepston und ein rotes Lämpchen leuchtete auf. Der erste Busfahrer sagte: „Er nimmt das Ticket nicht an!“ und konnte sich aber durch Lesen auf meinem iPhone davon überzeugen, dass ich das Ticket vor 5 Minuten gebucht hatte und dass es für diese Strecke gedacht war. Also ließ er mich kopfschüttelnd passieren.

Ich traf noch weitere drei solch nette Busfahrer, die auf das rote Lämpchen ähnlich reagierten und mich in den Bus aufnahmen. Doch beim fünften Fahrer regte sich Widerstand:

„Des Ticket  isch aber net güldich, hier!“

„Na, ich habe es doch aber eben erst gekauft, und zwar genau für diesen Bus. Schauen Sie hier!“

„Na, dann hebet Se’s halt noch emol vor des Lämple do, dann sehn mer weidr…“

(„Des Lämple“ zeigte aber konsequent rot. Der Fahrer las mein Ticket).

„Mischt – naja, dann kommet Se halt. Neumodische Technik, des!“

(Ich stieg mit meinem Kurzstreckenticket in den Bus. Laut Vorschrift reicht die Kurzstrecke bis zur dritten Haltestelle nach Einstieg. Nun fuhr der Bus aber sechs Haltestellen, wobei er nur an jeder zweiten anhielt. Ich stieg beim „dritten Mal anhalten“ aus, wie ich es auch geplant und gebucht hatte).

„Sie, des waren aber jetz sechs Haltestelle und net drei! Sie habbet nur en Kurzstrecketicket. Des hab ich gern: Zuerscht mit emme ungüldiche Ticket oisteige und dann auch noch z’weit fahre!“

Der Fahrer war in Eile. Es wäre müßig gewesen, ihm zu erklären, dass mein iPhone glaubte, dass es drei Haltestellen sind und nicht sechs (weil der Bus ja tatsächlich nur dreimal angehalten hatte). Ich stieg aus, sogar mit einem etwas schlechten Gewissen und empfand den Fahrer und mich als Opfer der Handyticket-App. Der Bus fuhr davon.

Ich versuchte mich bei der Hotline zu beschweren, damit der Fehler behoben werden kann und Fahrer und Fahrgäste sich nicht mehr aufzuregen brauchen. Jedoch hatte bei der Hotline niemand Erfahrung mit dieser App und konnte deshalb nicht weiterhelfen.

Heute mache ich gerade meine monatliche Buchführung. Ein Betrag, den Handyticket von meiner Kreditkarte abgebucht hat, möchte ich gern nachvollziehen und logge mich deshalb im Web bei Handyticket ein. Das klappt auch. Bis ich auf „Konto/Umsätze“ klicke und folgende Meldung sehe:

Sitzung beendet
Interner Anwendungsfehler 505

Damit ist Handyticket für mich erledigt. Ich werde es nicht mehr benutzen. Die Bilanz:

  • QR-Codes, die im Feld nicht sauber getestet wurden
  • Anzahl von Haltestellen, die nicht sauber errechnet wurden
  • Busfahrer, die auf die neue Technik nicht vorbereitet wurden
  • Hotline, die nicht geschult wurde
  • Website, die keine Umsatz-Auskunft gibt, weil sie nicht genug getestet wurde

Software ist wichtig. Softwarequalität ist wichtig. Testen ist wichtig. Die Menschen mitnehmen und einweihen ist wichtig. Sonst wird aus einem Produkt einfach nichts. Schade.