In meinem Artikel Die Zukunft als Droge hatte ich zuletzt über Stress im Projektalltag geschrieben. Ein aufgeregter Projektleiter hatte mich gefragt, wie er reagieren soll, wenn sein Chef von seinem Team verlangt, Überstunden zu machen.
Inzwischen ist einige Zeit vergangen, und es hat sich trotzdem noch nicht viel geändert. Auch in weiteren Coaching-Projekten sehe ich Teams, die sich im Arbeitsalltag überlasten. Es scheint, dass die Art und Weise, wie wir derzeit über Projekte nachdenken und Projekte planen, regelmäßig zu Stress führt. Lassen Sie uns dem einmal systematisch nachgehen.
Die standardmäßige Art und Weise, wie wir Projekte aufsetzen, geht doch so:
- Anforderungen (Umfang) sammeln
- Termin festlegen
- Zahl der „Ressourcen“ berechnen
- Projektteam zusammenstellen
- starten
- Termin und Umfang nachverfolgen (Soll-Ist-Vergleich).
Bei dieser Art des Vorgehens habe ich bei Projektleitern und Teams regelmäßig Stress beobachten können. Es liegt an der guten alten Projektkultur: Termin, Umfang, Kosten … ach so ja, und die Qualität bleibt meist auf der Strecke.
Projektleiter und Teams verwenden diese Projektkultur nur zu gerne und machen dabei regelmäßig wiederkehrend diese Annahmen:
- Wir müssen den Termin erreichen, den geplanten Umfang, mit der gegebenen Mannschaft. Dann wird alles gut!
- Je schneller wir sein wollen, desto mehr Leute brauchen wir.
- Die Kosten stecken in der Aktivität. Je mehr Aktivität, desto mehr Kosten.
- Erst wenn alles fertig ist, entsteht der Wert des Projektes.
Wenn ich solche Teams frage: „Woher wisst ihr das?“, dann kommt als Antwort meistens: „Das ist doch selbstverständlich!“ Und das Team fährt fort Annahmen zu machen:
- Je früher wir anfangen, desto eher sind wir fertig.
- Teure Leute müssen ausgelastet sein. Es darf keiner herum sitzen.
- Im Backlog steht all das, was wir tun müssen.
- Wenn unterwegs etwas Unerwartetes passiert, müssen wir trotzdem versuchen, das zu schaffen, was geplant war. Dann wird alles gut!
Wieder die Frage: „Woher wisst ihr das?“, und wieder kommt als Antwort: „Das ist doch selbstverständlich!“
Die heutige Kultur in der Softwareentwicklung huldigt einem lange nicht mehr überprüften Denkmodell: Es gibt Arbeit, die bis zu einem Termin zu leisten ist, und zwar möglichst effizient. Je produktiver (schneller) wir sind, desto besser geht es der Firma.
Termindruck auch bei Ihnen?
Ab jetzt Termine leicht einhalten. Mit meinem 22-Punkte-Aktionsplan ist das für Sie ganz einfach.
Dieses Denkmodell ist überholt, obwohl es so weit verbreitet ist. Im nächsten Artikel schreibe ich über die Folgen dieses Denkmodells: Wohin führt uns das und an welchen Symptomen können Sie es frühzeitig erkennen?