Kürzlich traf ich einen Projektleiter, der mir sein Leid klagte:
Wir haben Scrum im Einsatz. Wir haben soundsoviele Sprints erfolgreich hinter uns, wir liefern regelmäßig, es geht uns gut. Nun naht der Releasetermin, in zwei Sprints werden wir ihn erreichen. Der Releasetermin steht seit Monaten fest, weil viele europäische Länder auf ihn hinarbeiten und gleichzeitig releasen. Mein Vorgesetzter fragte mich: „Werden Sie den Termin erreichen?“. Ich sagte: „Uns fehlen vermutlich drei Tage.“ Darauf der Vorgesetzte: „Dann setzen Sie doch bis dahin drei Wochenend-Schichten an, das passt!“. Herr Bohlen, was soll ich tun? Das geht gegen alles, was wir für wertvoll halten! Das will ich meinen Teams nicht antun!
Als ich die Geschichte hörte, stellten sich mir gleich mehrere Fragen:
- Wie kann es sein, dass man drei Tage vermisst, wenn man Scrum macht? In Scrum hält man den Termin und lässt eine sehr unwichtige Story weg, na und?
- Wo ist das Risikomanagement geblieben? Wie konnte es soweit kommen, dass kein Puffer mehr da ist?
- Diese Teams sind fantastisch! Nach so vielen Sprints fehlen nur drei Tage – wie haben die das geschafft?
- Wie kann es sein, dass man auf einen bestimmten Termin mit bestimmtem Scope hinarbeitet, anstatt auf maximalen Wert zu einem bestimmten Termin?
Offenbar wirkt die Zukunft wie eine Droge. Wir planen etwas, glauben dann, die Zukunft zu kennen und versuchen, die Gegenwart so zu verbiegen, dass sie dem Plan entspricht. Und das, obwohl Scrum im Einsatz ist, also das agile Manifest bekannt sein sollte. Hmmm…
Es würde helfen, zu Beginn eines solchen Projektes über die grundsätzliche Abmachung zwischen Business und Team zu reden. Ist das Team ein gehorsamer Sklave? Muss es einfach alles machen, was das Business sagt? Oder ist das Team wie ein gut geöltes Motorrad, auf dem das Business an interessante Ziele fahren kann? Ein Ziel nach dem anderen, mit gegebener PS-Zahl, die man nicht durch grobe Tuningmaßnahmen (z.B. Wochenendarbeit) stört?
Setzen wir die Droge „Zukunft“ ab. Bleiben wir in der Gegenwart und arbeiten wir für das Heute! Lassen Sie uns heute etwas ausliefern und morgen wieder. Und nächste Woche auch. Und dabei erzeugen wir gemeinsam so viel Wert, dass weitere Termine keine Rolle mehr spielen, weil Kunde und Mitbewerber mit Staunen beschäftigt sind.
Termindruck auch bei Ihnen?
Ab jetzt Termine leicht einhalten. Mit meinem 22-Punkte-Aktionsplan ist das für Sie ganz einfach.
Das ist die Kultur, die weiterhilft. Die andere (die mit der Zukunftsdroge) ist von gestern, sie passt nicht mehr zu den engen Märkten von heute.
Wie Sie dahinkommen? Fragen Sie mich, dann reden wir drüber.