Der Beschluss lautete beim letzten Devlog-Post: Du hast jetzt ein rudimentäres Produkt, jetzt baue um das Thema endlich eine Community auf. Achte dabei auch auf die neuen Datenschutz-Beschlüsse der EU. Alles nicht so einfach.

Wenn ich auf das Datum der vorigen Devlog-Folge schaue, staune ich: Das ist ja schon fast vier Wochen her! Wie schnell vergeht die Zeit, wenn man intensiv an Dingen arbeitet, die völlig neu sind. Für mich ist es neu, eine Community aufzubauen.

Das Forum

Womit sollte ich anfangen? Eine Community, das sind Leute, die sich für ein gemeinsames Thema stark machen und miteinander darüber kommunizieren. Mein Thema, so meinte ich, sei Training – klar, oder? Doch was brauchen Leute, um überhaupt erst einmal zu kommen, zu bleiben, und miteinander zu reden?

Rosieland
A newsletter for people who like, want or need to build communities.

Rosie Sherry schreibt dazu in Ihrem Newsletter: Leute kommen, wenn es gute Gespräche gibt ⇒ interessante nette Leute führen zu guter Stimmung ⇒ gute Stimmung bringt wieder neue gute Gespräche, und so weiter.

Nett, doch woher bekomme ich die ersten Leute, wenn es noch keine Gespräche gibt? Ich habe mich entschlossen, zuerst einmal einen Platz für Gespräche zu erschaffen, das Community-Forum:

Trainer’s Joy Community
Professional trainers, teachers and instructional designers meet here.

Ich suchte dafür eine gute Online-Forum-Software, die nicht nur tut was sie soll und sich gut anfühlt, sondern die auch die aktuellen Standards in puncto Schutz persönlicher Daten erfüllt. Bei jeder Software, die ich in letzter Zeit einsetze, denke ich an das Urteil des EuGH zum EU-US "Privacy Shield":

EuGH kippt EU-US-Datenschutzvereinbarung “Privacy Shield”
Der Europäische Gerichtshof hat nach dem “Safe Harbor”-Abkommen auch die Nachfolgeversion des transatlantischen Datenschutzschilds gekippt.

Um jeglichem Risiko einer Sperrung des Forums aus dem Weg zu gehen, habe ich mich entschlossen, das Forum nicht bei einem der bekannten Forum-Dienstleister, sondern eben selbst auf einem Cloud-Server zu hosten. Dann weiß ich, wo die Daten der Mitglieder stecken: nämlich nur auf diesem Server! Als Software habe ich NodeBB verwendet (open source, angenehm zu benutzen, alles gut).

(Als Techniker, der ich bin, musste das natürlich in einen Docker-Container, der mit CapRover gemanagt wird, das war doch offensichtlich, oder? 😀)

Interviews als Startpunkt

Wenn es im Forum noch keine Gespräche gibt, ist es für Neu-Ankömmlinge relativ unspannend, dort teilzunehmen. Ich habe mich entschlossen, auf Twitter interessante Leute zu finden, anzusprechen, und zu fragen, ob sie mit mir ein Interview führen würden, das ich dann im Forum veröffentliche. Einige habe ich schon gefunden, und zwei haben gesagt, sie würden es im September machen wollen.

Na gut, dann hätte ich ja demnächste einiges an Content, den ich dort veröffentlichen kann. Er wird das Forum dann nicht so leer aussehen lassen, wie es Stand heute noch ist.

Woher sollte ich die Interview-Kandidaten bekommen? Ich habe Twitter als Ausgangspunkt genommen und mich gefragt: Wem (Person, Firma, ...) oder was (Thema, Medium, ...) würden die Kandidaten für meine Interviews folgen? Zum Beispiel den Produkten, die sie nutzen, oder? Also einfach zwei, drei typische Trainings-Design-Produkte auf Twitter angeschaut, deren Follower-Liste geöffnet, und siehe da: dort sind die Leute, die ich suche! Dann entsprechend oft auf "follow" geklickt bis mir genügend Leute zurückfolgten.

ATD | The World’s Largest Talent Development Association
The Association for Talent Development (ATD, formerly ASTD) is the world’s largest association dedicated to those who develop talent in organizations. These professionals help others achieve their full potential by improving their knowledge, skills, and abilities.

Das Gleiche habe ich noch mit Institutionen (z.B. der Association for Talent Development) gemacht. Auch dieser folgen viele Tweeps, die mich als Interviewpartner interessieren würden.

Inzwischen folgen mir genügend Personen zurück, die ich jetzt nach und nach anspreche und frage, ob sie bereit sind für ein zu veröffentlichendes Interview.

Überhaupt: Twitter

Ich fand neulich ein wunderschönes Eigenlob eines Tweeps:

Auf Facebook sind die Leute, mit denen du aufgewachsen bist. Auf Twitter sind die Leute, mit denen du gern aufgewachsen wärest!

Ich habe angefangen, den Twitter-Account von @trainersjoy mit Inhalt zu bespielen. Ich habe mir Kategorien gemacht, in die ich zu unterschiedlichen Zeiten des Tages poste:

  • question
  • tip
  • other people's posts
  • forum post (gemeint sind geteilte Posts aus dem Community-Forum, s.o.)
  • call to action

Da ich nicht dauernd Zeit habe, auf Twitter zu achten, schreibe ich die Tweets in ein Werkzeug, das sie dann zu den passenden Zeiten veröffentlicht. Wenn Leute dann darauf antworten, steige ich live ein (falls ich zu dem Zeitpunkt wach und online bin, natürlich).

Zusätzlich versuche ich, an Gesprächen, die dort bereits geführt werden, teilzunehmen. Das ist ja schließlich der Witz bei den sozialen Netzwerken. Twitter ist kein Radio, das immer nur sendet.

Bei diesem Austausch habe ich gelernt, dass es mehrere Arten von Tweeps in diesem Umfeld gibt:

Name Aufgabe
Teacher unterrichtet Schüler mit dem Fokus auf neues Wissen und neue Fähigkeiten
Trainer unterrichtet Erwachsene mit dem Fokus auf existierendes Wissen und Fähigkeiten
Instructional Designer Erstellt Trainingslösungen, also Material und Prozesse für Trainings
eLearning Developer Entwickelt konkrete eLearning-Kurse, die man dann in ein Learning Management System hochladen kann

Diese Leute haben unterschiedliche Fachsprachen, doch davon ein andermal mehr.

Nächste Schritte

Ich habe diese Woche auf der Website noch Forms zum leichteren Registrieren für Trainer's Joy eingebaut. Auch ein Chat-Widget, das es erlaubt, während der Arbeit mit dem SaaS oder der Website Support von mir zu bekommen, habe ich eingefügt – natürlich open source und selbst gehostet, wegen des Datenschutzes.

Jetzt wäre der nächste Schritt (parallel zum Dialog mit der Community), einen DSGVO-konformen Zahlungsdienstleister an das SaaS anzuschließen. Auch das ist nach dem EuGH-Urteil nicht mehr ganz so einfach. Ich habe einen im Auge, den ich jetzt testen möchte. Mehr dazu in der nächsten Devlog-Folge.

Kommentieren, fragen, diskutieren? Einfach unter diesem Artikel in der Kommentarbox etwas beginnen – oder mir eine Email schicken, falls Sie diesen Artikel als Newsletter bekommen haben.

Titelfoto

Vielen Dank an "My Life Through A Lens" aus Alabama für das schöne Titelfoto:

Photo by “My Life Through A Lens” on Unsplash
white and black Together We Create graffiti wall decor
, Devlog