Dies ist wieder mal ein Artikel aus der Reihe: „Denken Sie aus dem jetzigen Jetzt heraus, nicht aus dem gestrigen Jetzt, das Sie für heute vorgesehen hatten“. Orakelhaft gesprochen, meinen Sie? Na dann werde ich mal konkret: Es geht um Geld und um gute Produkte.

Zeit erfassende Entwickler

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Von Zeit zu Zeit sehe ich Zeiterfassungssysteme bei meinen Kunden. Zum Beispiel müssen manche Softwareentwickler die Zeit buchen, die sie an einem bestimmten Stück Code gearbeitet haben oder die Zeit, die sie in einem Meeting verbracht haben. Ich frage dann ab und zu, warum das so ist. Meist liegt es daran, dass das Unternehmen für ein Projekt oder sogar ein einzelnes Feature ein bestimmtes Budget vorgesehen hat und nun wissen möchte, ob das Budget auch eingehalten wird. Vom Standpunkt einer effektiven, flüssigen Entwicklung her gesehen ist das schädlich, denn es setzt künstlich Grenzen wo keine sind. Die Entwickler werden sich dann mehr mit der Frage beschäftigen, ob das Budget eingehalten wird als mit der Frage, ob der Wert, der durch ihren Code erzeugt werden sollte, auch erreicht wurde.

Geld fließt besser ungeteilt

Besser ist es, die Einnahmen und die Ausgaben als Ströme zu betrachten, die so wenig wie möglich aufgeteilt werden. Die Einnahmen sind schon natürlicherweise aufgeteilt, weil sie aus verschiedenen Quellen kommen. Die Ausgaben fließen in verschiedene Senken, z.B. Gehälter, Energie, Material usw. und sollten auch nicht weiter aufgeteilt werden. Meist sind die Ausgaben pro Zeitraum sogar mehr oder weniger fix, weil sich die Zahl der Mitarbeiter nicht großartig verändert. Man kann deshalb die Kostenseite als bekannt annehmen und mehr Augenmerk auf die Steigerung der Einnahmen legen. Dabei gehen Sie am besten vom Jetzt aus und überlegen, woher Ihre Einnahmen stammen. Als nächstes fragen Sie am besten: Wie können wir das, was wir tun, für den Kunden noch weit wertvoller gestalten? Wie können wir den Kunden so begeistern, dass er noch mehr dafür bezahlt? Das bringt Sie gedanklich in eine ganz andere Motivationslage als wenn Sie rein über Kostenverfolgung oder Kostenreduzierung nachdenken.

Das budgetierte Radio

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Auch bei der Gestaltung des Produktes selbst sollten Sie darauf achten, nicht unnötig zu segmentieren und zu budgetieren. Ein schönes Beispiel ist das Internetradio, das meine Frau und ich vor kurzem gekauft haben. Unser altes FM-Radio in der Küche hatte ein Grundrauschen, das beim Zuhören kaum noch zu ertragen war. Deshalb wollten wir einen klaren Empfang über WLAN, eine große Senderzahl, eingebauten CD-Player, UPNP-Streaming und eingebaute Lautsprecher. Wie sich herausstellte, waren diese Anforderungen gleichzeitig kaum zu befriedigen. Ich habe wochenlang gesucht. Die meisten Geräte fallen in zwei Kategorien, die sich nicht überlappen:

  • Geräte mit WLAN und UPNP und Lautsprecher, doch ohne CD-Player
  • Geräte mit FM-Radio, CD-Player und Lautsprecher, aber ohne WLAN und UPNP-Streaming

Meine Vermutung: Die Hersteller haben ihren Markt „budgetiert“ in zwei verschiedene Märkte. Wahrscheinlich glauben die Hersteller, es gäbe zwei Arten von Kunden: die internet-affinen und die traditionellen. Der einen Gruppe geben sie die eine Featuremenge, der anderen Gruppe die andere. Für meine Frau und mich stimmt das ja sogar! Doch dummerweise leben wir in derselben Küche und wollen nur ein Gerät, in dem beides enthalten ist. Die Budgetierung in zwei Märkte führte lange Zeit dazu, dass wir gar kein Gerät kauften. Jetzt haben wir endlich eins gefunden, und es funktioniert sogar, deshalb haben wir es behalten.

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Beim Konfigurieren des Gerätes fand ich dann aber doch wieder drei „Budgets“. Das Radio hat drei verschiedene Arten, Sender zu empfangen: Internet, FM und DAB. Dafür hält es drei verschiedene Sendertabellen vor, mit jeweils 10 Einträgen, in denen man die Lieblingssender speichern kann. In unserer Küche nutzen wir aber keine FM-Sender und keine DAB-Sender, weil ja ohnehin mehr als 10.000 Stationen über das Internet empfangbar sind. Eine einheitliche Sendertabelle mit 30 Sendern hätte uns also viel mehr genützt als drei Tabellen zu je 10 Sendern! Wieder eine Art von Budgetierung, die in diesem Fall die Usability des Gerätes und damit dessen Wert für den Kunden herabsetzt. Nach so viel Zeit des Suchens und Findens habe ich jedoch beschlossen, dass ich die drei kleinen Tabellen in Kauf nehme und (wenn ich mehr will) mit dem Cursor durch eine große Senderliste scrolle.

Ganzheitlichkeit

Also langer Rede kurzer Sinn: Budgetieren Sie nicht! Lassen Sie es einfach. Lassen Sie das zusammen, was zusammen gehört. Trennen Sie nicht unnötig, und Ihre Kunden und Ihre Firma werden mehr davon haben. Fragen Sie mich, falls Sie Ihre Produkte oder Ihre Organisation auf diese Art von Ganzheitlichkeit umstellen wollen – ich kann Ihnen helfen.

Mehr zum Thema finden Sie unter anderem hier: Beyond Budgeting