Ein sehr oft benötigter Soft Skill in Softwareprojekten hat mehrere Namen:

  • Empathie
  • Einfühlungsvermögen
  • Theory of mind

Gemeint ist die Fähigkeit, sich über den mentalen Zustand eines anderen Individuums zutreffende Gedanken machen zu können. Wenn ich weiß, was mein Gegenüber denkt und fühlt, kann ich besser und erfolgreicher mit ihm kommunizieren oder erfolgreicher mit ihm konkurrieren, je nachdem.

Bisher galt dieser Skill als zutiefst menschlich und als einer der Hauptunterschiede zwischen Mensch und Tier. Seit einiger Zeit ist das nicht mehr ganz so sicher: Die Konrad-Lorenz-Forschungsstelle für Ethologie im österreichischen Almtal fand heraus, dass Kolkraben ein Verhalten an den Tag legen, aus dem man auf das Vorhandensein von Empathie schließen kann:

Kolkraben sind Aasfresser und konkurrieren z. B. mit Wölfen. Um diese zu schlagen, dürfen sie nicht dumm sein. Hat sich der Rabe die Beute gesichert, kann er nicht sofort alles fressen. Deshalb legt er Vorratslager an. Diese muss er gut verstecken, weil sich sonst andere Raben darüber hermachen. Wenn ein Rabe bemerkt, dass er beim Verstecken durch einen anderen Raben beobachtet wurde, wartet er, bis dieser weg ist und trägt dann sein eben verstecktes Futter woanders hin, offensichtlich in der Annahme, der andere Rabe wolle es ihm stehlen. Erfahrene Tiere schaffen sich dadurch einen Vorteil gegenüber den unerfahrenen, denen das Futter regelmäßig weggenommen wird.

Was lernen wir daraus? Wenn wir mit jemandem kommunizieren oder konkurrieren, sollten wir uns von ihm zunächst erzählen lassen, welche Lösungen er für typische Problemstellungen bisher gewählt hat. Anhand dieser Lösungen können wir in etwa erkennen, wie der Mitmensch „tickt“ und unsere Art zu kommunizieren darauf abstimmen.

Die Frage „wie hast Du solche Dinge bisher behandelt?“ kann bei neuen Themen, die im Projekt auftauchen, für einheitliches Verständnis und Empathie sorgen. Besonders gut funktioniert das mit zwei Leuten vor einem Whiteboard, doch davon ein andermal.