Ein Entwicklungsprojekt kann man als eine Fabrik auffassen, die aus Wissen andere Formen von Wissen und zum Schluss ein verkaufbares Produkt macht. Die Einheit des Bestandes (unit of inventory) in dieser Fabrik ist (nach Alistair Cockburn) die „unvalidierte Entscheidung“, also z.B. eine neue Idee der Marketing-Abteilung, eine Anforderung, ein Designvorschlag, ein Stück Software das produziert und noch nicht bei den Benutzern angekommen ist, etc. Der Kunde validiert diese Entscheidungen, indem er sie regelmäßig abnimmt und bezahlt.

Unter dieser Annahme („Entscheidungen als Material“) lassen sich die Lean Management-Verfahren sehr schön auf die Arbeit mit Wissen übertragen. Materialfluss zum Beispiel wird zu Wissensfluss oder Entscheidungsfluss. Arbeitsstationen gibt es dann auch, die eine Art von Material (Entscheidung) zu einer anderen Art von Material (Entscheidung) umformen. Die Theory of Constraints nach Goldratt wird ebenfalls anwendbar. Die quantitative Steuerung anhand von Durchsatz, operativen Ausgaben und Investment passt auch plötzlich wieder!

Die Menge an Material, die im Umlauf ist, lässt sich limitieren, genau wie in Lean. Kanban zum Beispiel,wenn man es auf die Arbeit mit Wissen als Material anwendet, führt zu starker Fokussierung der Entwicklungsteams und damit automatisch zur Beseitigung von Verschwendung. Kanban wird zum Kulturveränderer, zum Kaizen-Werkzeug.

Autoren haben zum Thema Lean in Innovations- und Entwicklungsprojekten in den letzten Jahren eine reiche Literatur hervorgebracht. Angefangen bei Mary und Tom Poppendieck („Lean Software Development“) über Don Reinertsen („Principles of Product Development Flow“) bis hin zu David Anderson („Kanban“) haben entscheidende, lesenswerte Werke geschrieben. Wir stehen also heute auf den Schultern dieser Giganten. 🙂

Ich selbst biete Training und Coaching zu Kanban für Wissensarbeiter an – mein nächstes Seminar dazu findet diese Woche Dienstag und Mittwoch statt (7./8. Dezember): http://bit.ly/cHwWon
Im nöchsten Jahr sind weitere Seminare geplant: http://bit.ly/cmx5Uu

Auf der OOP 2011 in München halte ich einen Vortrag dazu. Ich freue mich auf Ihr Kommen!